14.11.2006
Von Königreichen und Aussteigern 

Nach einem üppigen englischen Frühstück geht es per Schiff Richtung Duiker Island, einer Insel, die von etlichen Seelöwen bewohnt wird. Aus Umweltschutzgründen darf die Insel nicht betreten werden. Warum die Boote dann aber mitten die Seelöwen-Gruppen reinfahren dürfen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Die Welt gliedert sich in 6 Königreiche der Blumen. Eines davon erstreckt sich z.B. über Nordamerika, Europa, Nordafrika, Nord- und Mittelasien. Das kleinste, sozusagen das San Marino unter den Blumen-Königreichen umfasst ausschließlich das Gebiet um das Kap der Guten Hoffnung. Im atemberaubenden Botanischen Garten von Kirstenbosch sind viele der Pflanzen eingepflanzt, die ausschließlich hier wachsen, z.B. Proteen, Fynbosch, Erikas oder Sukkulenten. Ein Traum!

Vor der Abgabe meines Mietwagens checke ich im B&B Lady Viktoria in Cape Town ein. Dieses wird betreut von Susanne, einer früheren Managerin eines Personaldienstleistungsunternehmens, die genug von Überstunden und Frust in Deutschland hatte und sich in Südafrika eine neue Existenz aufgebaut hat. Unterstützt wird sie von Irene, die Tourismus studiert und Auslandserfahrungen sammelt, sowie von Norah und Nina, die sich um die Sauberkeit und das Frühstück kümmern, sowie Simba, dem Kater.

 

15.11.2006
Weißbierfrühstück 

Früh wollte ich eigentlich auf den Tafelberg rauf. Leider liegt - trotz blauem Himmels - die sogenannte „Tischdecke" auf dem Berg, eine Wolkenschicht, die durch die vom Meer aufsteigende Luft entsteht. Stattdessen fahre ich mit einem Rikki, einem umgebauten Kleintransporter mit zwei Sitzbänken längs hinten im Laderaum zur Waterfront, wo in den vergangenen Jahren diverse Einkaufs- und Freizeiteinrichtungen entstanden. Sehr europäisch. Habe keinen großen Hunger, eine Kleinigkeit essen möchte ich aber doch, da bietet sich der Paulaner Biergarten mit einer eigenen Microbrewery und einem Weißbierfrühstück doch so richtig an.

Abends gehe ich Mozambikanisch essen: Chicken Piri Piri Mozambique Style. Kellnerin: „The chicken is hot, you know?" - Antwort: „o.k.". Dass es so richtig zur Sache gehen würde, merkte ich spätestens, als sie den Feuerlöscher neben meinen Tisch stellt. Oh ja, das Essen ist höllisch scharf.

 

16.11.2006 
Township-Experience 

Früh geht es endlich den Tafelberg (1.083m) rauf. Aus Zeitgründen nicht zu Fuß, wie ich vorhatte, sondern mit der Seilbahn. Ein Rikki setzt mich bei der Talstation ab. Mit einer sich drehenden Großkabinenbahn (wie in Engelberg) geht es nach oben. Um 10 Uhr gibt es eine kostenlose geführte Wanderung - individuell von Jenny geführt, mit nur 2 Gästen im Gepäck. Die Aussicht und die Vegetation sind sensationell.

Als ich Mittag wieder runterfahre, merke ich, wie gut es war, so früh hochzufahren. Inzwischen sind die ganzen Busse eingetroffen, an der Talstation gibt es gut 2 Stunden Wartezeit.

Nach einem Relaxen am Pool und zwei Savannah Dry (dieser spezielle Cider wird mir fehlen!) werde ich von Laura Ndukwana, einer resoluten Schwarzen, zu einer Township-Tour abgeholt. Außer mir sitzt nur noch der Schweizer Markus mit im Auto. Zur Info: Zu den Zeiten der Apartheid mussten die „Coloured People" (Mischlinge) in den ihnen zugewiesenen Wohngebieten leben und die „Black People" (Schwarze) in ihren Townships. Traurige Berühmtheit hat Soweto bei Johannesburg und der platt gemachte "District Nine" in Capetown verlangt.

Heute sind die Trennungen aufgehoben, wenngleich auch die besser verdienenden Farbigen zumindest in Cape Town meist in den Townships wohnen bleiben, weil die Immobilienpreise in der Kernstadt und den traditionell „weißen“ Wohngebieten aufgrund des Immobilienerwerbs insbesondere durch Deutsche regelrecht explodiert sind. Auch heute noch sollte man als Weißer nicht alleine in ein derartiges Township reingehen.

Wir besuchen mehrere Familien. In den Hostels leben z.B. drei Familien (in unserem Fall 18 Personen) in einem Zimmer (12 qm) und einem WC für 40 Einheiten. Miete: 2 EUR/Monat. Ein paar Blocks weiter hat der Staat neue Wohnungen gebaut, mit 3 Zimmern und eigenem Bad/WC. Miete: 30 EUR/ Monat - für einen Arbeitslosen unerschwinglich. Das Gute an diesen Wohnungen: nach 5 Jahren Mietzahlungen geht die Wohnung in den Besitz der Familie über. Wir besuchen auch das Haus eines Uni-Professors mit 5 Zimmern. Fazit: Man darf sich die Townships nicht als Slums vorstellen, sondern als eigenständige Siedlungen mit unterschiedlichsten Häusern unterschiedlichster Standards. Teilweise Wellblechhütten, teilweise Hostels, aber auch einfachere Reihenhäuser und nette Einfamilienhäuser.

Spannend waren auch der Besuch bei einem Dealer (einem Schamanen, der uns zwischen eingelegten Fledermausflügeln, getrockneten Mäusen und eingelegten Kräutern Rede und Antwort steht), sowie in einem Shabeen - früher illegale, heute legale Kneipen. Als ich ein Foto von zwei „vollschlanken“ Damen mittleren Alters mache und im Scherz sage, dass das Foto für eine deutsche Zeitschrift ist, die stets auf der Suche nach Modeln ist, kommt richtig Stimmung auf- die beiden können sich vor Lachen fast nicht mehr einrenken. Am Schluss stehen rund 30 Besucher des Shabeens vor der Kneipe, lachen und unterhalten sich mit uns und winken uns zu, als wir wegfahren.

 

17.11.2006 
Einmal geht jede Reise zu Ende 

Um 5 Uhr heißt es aufstehen, der Flieger geht um 7:45 h. In Deutschland dauern Passkontrolle und Kofferausgabe 1 ½ Stunden, sodass ich den letzten Zug nach Kulmbach verpasse und stattdessen nach Bayreuth fahre, wo ich bei Freunden Unterschlupf finde.

 

18.11.2006
Straußenei ist noch ganz 

Mittag komme ich dann Zuhause an. Der Taxifahrer trägt mir mein Straußenei bis zur Haustür, damit da ja nichts mehr schiefgeht. Jetzt warten noch die Schmutzwäsche, die Filme und das Suchen von Plätzen für die Andenken auf mich.

Schöne Grüße

Peter